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Huawei Mate 20 Lite: Läuft. Läuft lange und rund

Zur IFA hat Huawei mit dem Mate 20 Lite seine neue Mittelklasse vorgestellt. Bei uns in der Redaktion erfreuen sich die Huawei-Modelle in der letzten Zeit großer Beliebtheit und ich habe mir genauer angesehen, ob Huawei auch mit diesem Modell überzeugen kann.

Seit dem Mate 10 Pro ist AI eines DER Buzzwörter von Huawei. Von daher war ich natürlich gespannt darauf, was die im Mate 20 Lite verbaute AI leistet.

Lieferumfang und Haptik

Der Lieferumfang des Mate 20 Lite ist nichts Besonderes. Dem Smartphone liegen Schnellladegerät, USB-C auf USB-A Kabel, Kopfhörer, Zettelkram, eine Displayschutzfolie und der Pin zum Öffnen des SIM-Karten-Slots bei. Das war es auch schon. Eine Hülle sucht ihr vergebens.

Der erste Eindruck ist richtig gut. Das Mate 20 Lite hat ein für meinen Geschmack angenehmes Gewicht, liegt gut in der Hand und macht einen sehr wertigen Eindruck. Die Verarbeitung ist einwandfrei und es wirkt optisch schon recht edel. Das gilt gerade für die schwarze Rückseite. Das glänzende Schwarz zieht aber leider auch Fingerabdrücke an. Das führt dazu, dass sie gerade um den Fingerprintreader herum sehr schnell unansehnlich aussieht. Ein vernünftiges Putztuch solltet ihr euch also auch zulegen.

Wenn wir gerade beim Fingerprintreader sind: Der arbeitet, wie man es von Huawei gewohnt ist, extrem fix. Er sitzt unter der vertikal angeordneten Dual-Kamera und lässt sich ohne Probleme erreichen. Die Gefahr, dass ihr auf eurer Kamera herumschmiert, ist gering. Die Linsen stehen einen knappen Millimeter hervor, so dass ihr sie sehr gut spüren könnt. Während des Tests ist mir das nicht einmal passiert, dass ich auf die Kamera des Mate 20 Lite langte. Die seitlichen Tasten haben einen guten Druckpunkt, lassen sich gut erreichen und reagieren präzise auf Eingaben.

Für Menschen mit langen Fingern lässt es sich auch noch bequem mit einer Hand bedienen. Nur wenn ich an die Notifications musste, brauchte ich die zweite Hand.

Software

Das Mate 20 Lite kommt mit Android 8.1, das Update auf Android 9 ist allerdings mehr als wahrscheinlich. Einen Termin gibt es allerdings noch nicht. Mit ein wenig Glück geschieht das noch in diesem Jahr, wahrscheinlicher ist allerdings, dass das Update erst 2019 kommt. Huawei lässt auf dem Mate 20 Lite seine eigene Benutzeroberfläche namens EMUI laufen. In diesem Fall ist es Version 8.2.

huawei mate 20 lite

Im Auslieferungszustand stehen euch noch etwas über 50 GB von den 64 GB internem Speicher zur Verfügung. Es gibt eine Reihe von mehr oder weniger wertvollen vorinstallierten Apps, namentlich Asphalt Nitro, Kingdoms, Dragon Mania, Puzzle Pets und Spieder-Man: Ultimate Power. Die gute Nachricht: ihr könnt sie komplett deinstallieren.

Ansonsten gibt es zur Software nichts weiter zu sagen.

Display

Beim Display gibt es nichts zu meckern. Die Farben werden satt und knackig dargestellt. Wer will, kann in den Einstellungen noch solche Dinge wie Farbwärme anpassen. Ich habe sie auf Standard gelassen.

Sämtliche Inhalte werden knackscharf angezeigt. Die Farben sind lebendig und wirken auch nicht übersättigt und die Schwarzwerte gehen vollkommen in Ordnung. In Sachen Helligkeit gibt es auch keinen Grund zur Klage. Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung ließen sich die Inhalte gut auf dem Mate 20 Lite erkennen. Allerdings haben die Spiegelungen auf dem Display in diesem Fall den Spaß erheblich beeinträchtigt.

Wie es mittlerweile Standard ist, kommt das Mate 20 Lite mit einer Notch. In ihr sind die beiden Frontkameras und die Ohrmuschel untergebracht. Links und rechts der Notch sind die Notifications und Dinge wie Uhrzeit und Verbindung untergebracht. Bei vielen Benachrichtigungen rutschen manche von der linken Seite nach rechts. Ist ungewohnt, stört aber nach einer Weile nicht mehr. Wer die Notch nicht mag, kann sie deaktivieren. Im Ergebnis sind dann die Notifications auf einem schwarzen Hintergrund abgebildet. An ihrem sonstigen Verhalten ändert sich nichts.

Über den Sinn und Unsinn einer Notch lässt sich trefflich streiten. Letztlich hat mich die Notch nicht wirklich gestört. Da aber längst nicht alle Apps oder Spiele die Notch unterstützen, hatte ich sie des Öfteren auch deaktiviert. Alles in allem kann ich sagen, dass es im Alltag keinen Unterschied gemacht hat, ob sie da war oder nicht.

Performance

Der Akku ist mit 3750mAh kleiner als beim Mate 10 Pro, aber größer als beim direkten Vorgänger. Bei dem großen Display hatte ich zunächst Bedenken, dass die Akku-Laufzeit kurz ausfallen könnte. Dem ist allerdings nicht so. Ich bin mit meiner normalen Nutzung (Messenger, Surfen, Bildbearbeitung, Mails) ohne Probleme über den Tag gekommen.

huawei mate 20 lite

Selbst etwas längere Gaming-Sessions waren in den meisten Fällen noch drin, bevor der Akku um Saft gebettelt hat. Ohne Gaming kam ich sogar 1,5 Tage mit einer Akkuladung aus. Mit ein wenig Einschränkung der Nutzung wäre da sicherlich auch noch mehr drin gewesen.

Im Alltag ist die Leistung des Mate 20 Lite in allen Belangen ausreichend. Apps öffnen schnell, auch der Wechsel zwischen verschiedenen Apps klappt ohne Probleme und lief flüssig.

Einzig beim Gaming hat man ab und an gemerkt, dass das Mate 20 Lite nicht in erster Linie für Gaming gedacht ist. Zum einen wurde automatisch meist nur die mittlere Grafikstufe gewählt, zum anderen kam es trotzdem immer wieder zu Rucklern oder kleineren Grafikfehlern. Die fallen gerade bei Spielen wie PUBG Mobile oder Rennspielen auf. Bei PUBG Mobile bspw. wurden Bäume nicht richtig dargestellt, sondern waren allerlei bunte Pixel, die sich erst nach und nach in grüne Bäume verwandelten.

Für die Benchmark-Freunde unter euch, haben wir natürlich auch die üblichen Verdächtigen parat. Wie immer gilt, dass die Benchmarks nur bedingt brauchbar sind, weil sie euer Nutzungsverhalten nicht widerspiegeln können (und die Hersteller ihre Geräte auch auf die Benchmarks optimieren).

Wie bei Huawei üblich könnt ihr zwischen verschiedenen Formen der Steuerung wählen: Einzeltaste, Drei-Tasten-Navigation oder NaviDot. Über den NaviDot werde ich mich nicht weiter auslassen. Meine Meinung dazu kann ich nämlich nicht ausdrücken, ohne jede Menge Flüche über dessen Funktionsweise zu nutzen. Die Steuerung mit drei Tasten ist als Standard definiert und dürften die meisten von euch kennen. Sie funktioniert einwandfrei. Die Navigation mit der Einzeltaste kommt einer Gestensteuerung am nächsten. Ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber ganz gut. Wer sich dann noch über einen alternativen Launcher zusätzliche Gesten festlegt, kommt damit auch gut durch den Alltag.

Eine Sache hat mich allerdings gestört. Die Navigation belegt einen für meinen Geschmack zu breiten Streifen am unteren Displayrand, den ihr nicht nutzen könnt. Dadurch wirkt der untere Rahmen auf mich letztlich ziemlich breit. Der eigentliche Displayrand ist für mich vollkommen okay. Mit den Tasten finde ich ihn aufgebläht und störend. Eine reine Gestensteuerung würde ich persönlich optisch schöner finden. Aber das ist letztlich Geschmackssache.

Kamera

Bei der Kamera hat Huawei in den letzten Jahren ja so einiges richtig gemacht. Das gilt auch hier. Ihr habt hier den gewohnten Menüumfang, allerdings ist die Anordnung der einzelnen Menüpunkte diesmal meiner Meinung nach nicht so gelungen wie bei vorherigen Modellen.

Ihr könnt bspw. nicht mehr einfach nach links und rechts wischen, um die Punkte wie Nachtaufnahme, Zeitraffer etc. zu erreichen. Die verbergen sich jetzt hinter dem Menüpunkt „Mehr“ in der Auswahl unten im Kameramenü. Was ich persönlich schade finde ist, dass der Pro-Modus nicht mehr einfach so mit einem Wisch aufrufbar ist, sondern ebenfalls über den Punkt „Mehr“ separat aufgerufen werden muss.

Waren Einstellungen wie Kameraraster, Timer oder Objektverfolgung bei vorherigen Modellen mit einem Wisch von rechts erreichbar, müsst ihr jetzt über ein Menü am oberen Displayrand gehen. Die Lösung finde ich nicht gelungen. Die andere Lösung war intuitiver und vor allem komfortabler. Die Einhandbedienung der Kamera wird dadurch schlicht erschwert.

Und jetzt zur wichtigsten Frage: Kann die Kamera gute Fotos machen? In kurz: Ja, in den allermeisten Szenarien liefert sie ordentliche Bilder ab. Die lange Antwort hat ein paar Einschränkungen, die ihr beachten solltet. Dies gilt besonders für den „AI“-Krimskrams, den Huawei so offensiv bewirbt.

Bei Tageslicht macht die Kamera tadellose Bilder. Farben werden realistisch dargestellt, die Fotos sind scharf, der Autofokus gewohnt fix. Also alles so, wie man es von Huawei gewohnt ist. Ja, wenn ihr die „AI“ nur vorsichtig benutzt. Die „AI“ hat ein paar Eigenheiten, die den Umgang mit ihr nicht ganz einfach machen und das eine oder andere Mal zu einem gepflegten „WTF????“ führten. Aber dazu gleich mehr. Bei schlechteren Lichtverhältnissen gelingen mit der Kamera auch noch gute Fotos. Hier empfiehlt es sich aber, den Pro-Modus zu nutzen, um bessere Resultate zu erzielen und Bildrauschen zu minimieren. Die Fotos in diesem Abschnitt wurden alle im Automatikmodus mit AI aufgenommen und wie immer nicht bearbeitet.

Zum einen müsst ihr wissen, dass euch im AI-Modus kein Zoom zur Verfügung steht. Aber das ist nicht wirklich schlimm, denn ein digitaler Zoom ist ohnehin suboptimal. Diese „AI“ hat bei vielen Motiven ein Problem. Und das heißt Farbwiedergabe. Es gibt Situationen, in denen sie gute Arbeit leistet. Keine Frage. Gerade in dunklen Situationen holt sie noch das eine oder andere Detail aus den Bildern heraus. Bei Tageslicht wird die Sättigung hochgedreht. So wird bspw. Himmel in einem satten tiefen Blau dargestellt. Gleichzeitig wird aber auch eine Menge Gelb mit ins Bild gebracht. Sonnenaufgänge bspw. verlieren viel von ihrer Stimmung. Auch bei Bäumen sieht es oft nicht mehr natürlich aus. Hier sollte Huawei noch einmal rangehen und die Einstellungen ändern. Denn das System hat grundsätzlich viel Potential, um die Fotos des Mate 20 Lite zu verbessern.

Von daher solltet ihr die „AI“ nur zurückhaltend nutzen und eure Bilder lieber mit einer App wie Snapseed oder Lightroom mobile verschönern. Wenn ihr die „AI“ aktiviert lasst, dann ist das aber kein Beinbruch. In der Galerie könnt ihr sie nämlich noch nachträglich abschalten. Die nachfolgenden Fotos bieten euch einen Vergleich zwischen „mit AI“ und „ohne AI“. Links ist das Motiv mit „AI“, rechts ohne.

Wie gesagt: ich finde die Leistungen der AI nicht immer überzeugend. Der Fairness halber muss ich allerdings sagen, dass es in der Redaktion Kollegen gibt, die die AI richtig klasse finden. Letztlich ist es eure Entscheidung, wie ihr dazu steht.

Es wäre zwar wünschenswert, wenn das Mate 20 Lite auch den phänomenalen Nachtmodus aus dem P20 Pro hätte. Aber das war nicht ernsthaft zu erwarten. Ihr habt hier im Kern die Funktionalitäten, die im P10 verbaut waren. Habt ihr ein kleines Stativ zur Hand oder könnt ihr das Mate 20 Lite irgendwo abstellen, gelingen euch auch in sehr dunklen Umgebungen mit dem Nachtmodus sehr schöne Fotos. Nutzt ihr in der Dunkelheit den Automatik-Modus, solltet ihr euch auf eine Menge Bildrauschen einstellen. Das kommt bei so ziemlich allen Mittelklasse-Smartphones vor und ist nichts Besonderes. Ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber.

Die Frontkamera macht dank ihrer hohen Auflösung erfreulicherweise ganz ansehnliche Selfies. Natürlich gibt es auch den Beauty-Filter, der aus eurem Gesicht eine glattgestrichene Maske macht. Ihr könnt ein relativ gut funktionierendes Bokeh hinzufügen, um den Bildern Tiefenschärfe zu verleihen und ihr könnt einen Klon von Apples Studio-Light nutzen. Dessen Ergebnisse finde ich allerdings nicht so überzeugend. Die Freistellung ist da einfach noch nicht 100%tig gelungen. Eine nette Spielerei ist es aber allemal. Die Freunde der gepflegten Katzennasen auf Fotos können sich auch freuen: das AR-Objektiv bietet euch zig Möglichkeiten euer Gesicht zu verändern. Ein Feature, das Spaß macht.

Videos könnt ihr mit dem Mate 20 Lite max. in Full HD aufnehmen. Standardmäßig ist der H.264 Codec aktiviert, ihr könnt aber auch den H.265 Codec aktivieren. Der sorgt für kleinere Dateien.

Insgesamt hat Huawei im Mate 20 Lite eine solide Smartphone-Kamera abgeliefert. Es ist zwar noch Luft nach oben, gerade im Bereich AI. Aber in einem Mittelklasse-Smartphone kann man nun mal keine Oberklasse-Kamera erwarten. Für die allermeisten Anwendungsfälle reicht die Kamera hier aber vollkommen aus.

Sound

Für ein Smartphone bietet das Mate 20 Lite einen vernünftigen Sound. Da bei der Wiedergabe sowohl der Speaker unten als auch die Ohrmuschel genutzt werden, habt ihr auch einen Hauch von Stereo. Bässe sucht ihr vergebens, aber das war auch nicht wirklich anders zu erwarten. Die Mitten sind klar und die Höhen für meinen Geschmack etwas zu klirrend.

Bei der Lautstärke gibt es keinen Grund zur Klage. Bei einem mittleren Lautstärkelevel ist der Sound insgesamt ordentlich und reicht aus, um ein Büro zu beschallen. Wenn ihr voll aufdreht, lässt die Klangqualität deutlich nach. Aber wer laut Musik über das Smartphone hören will, sollte ohnehin besser einen richtigen Speaker nutzen.

Fazit Huawei Mate 20 Lite

huawei mate 20 liteDas Mate 20 Lite ist ein gut gelungenes Mittelklasse-Smartphone, das sich im Alltag keine Aussetzer leistet. Es ist fix, der Akku hält lange durch und die Kamera ist für diese Preisklasse vollkommen in Ordnung.

Im Test ist mir nichts Gravierendes aufgefallen, was gegen das Smartphone spricht. Wer also auf der Suche nach einem ausdauernden Arbeitsgerät ist, kann hier bedenkenlos zuschlagen. Derzeit  kostet das Mate 20 Lite um die 399 Euro.

Technische Daten Huawei Mate 20 lite

Display 16,0 cm (6,3 Zoll) IPS
Auflösung: 1 080 x 2 340 Pixel (409 ppi)
Betriebssystem Android 9.0 (Pie)
Oberfläche: EmUI 9.0
CPU Huawei, Octa-Core (64 Bit)
1. CPU: Kirin 710 (73), 4 x 2,20 GHz
2. CPU: Kirin 710 (53), 4 x 1,70 GHz
Speicher 6,0 GB RAM
64,00 GB Speicher
Erweiterbar durch microSD-Card, microSDHC-Card, microSDXC-Card
Datentransfer EDGE, HSPA+ (42,00 MBit/s), LTE, WLAN, Bluetooth
SIM-Kartentyp: Nano-SIM
Mobilfunk (MHz) GSM 850, 900, 1800, 1900
UMTS 850, 900, 1700, 2100
LTE (Band)

Europa:
700, 800, 900, 1800, 2100, 2600
USA:
700 (12), 850 (5, 26), 1700 (4), 1800, 1900 (2)
Asien:
1800, 1900, 2100, 2600
Hauptkamera Dual-Kamera: 20,0 Megapixel + 2,0 Megapixel
Front-Kamera 24,0 Megapixel
Gewicht 172,0 g
Weitere Funktionen
  • Fingerabdruck-Sensor
  • NFC

 

Torsten Schmitt (Pixelaffe)

Geboren 1976 im schönen Schwetzingen und nicht weggekommen. Ich habe somit den Aufstieg des Internet miterlebt und beruflich auch vorangetrieben. Hier schreibe ich über all die Technologien die mir auf meiner Reise durch das "Neuland" auffallen. Wenn ihr mir was für einen Kaffee oder neue Gadgets zukommen lassen wollt, könnt ihr das gerne über www.paypal.me/pixelaffe tun

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