Filmkritik zu Logan – The Wolverine
Ein würdiges Finale erwartet den Kinogänger von „Logan – The Wolverine“. Wieso Regisseur James Mangold einer der besten Marvel-Filme der letzten Jahre abliefert und Hugh Jackman die beste Performance als Antiheld, lest ihr in unserer Kritik.
One last time
Abspann. Johnny Cash säuselt bitter „The Man comes around“ im Hintergrund. Das Grande Finale des ewig währenden Antihelden im X-Men Universum wurde in jeder erdenklichen Art in den Saal gestrahlt. Was sah ich die letzten 141 Minuten? Nichts weniger als ein berührend ruhiges Meisterwerk im ermüdenden Marvel Einerlei der Avengers. Hier gab es kein Gut gegen Böse oder Superhelden gegen Aliens. Regisseur James Mangold präsentierte einen sichtlich vom Independent-Genre beeinflussten nachdenklichen „Superhelden“-Film, der insgeheim keiner war und ist auch gut so. Bereits die ersten Trailer waren derart weg vom üblichen Marvel/DC Brei, dass es einfach gut tat diesen Befreiungsschlag mitzuerleben. Ebenso untermalt von Johnny Cash jedoch mit dem großartigen „Hurt“ sahen wir „Wolverine“ deutlich älter und angeschlagener als zuvor. Anders als im eher mäßigen „Weg des Kriegers“ scheint er kein offensichtlicher Mutant mehr zu sein, sondern Chauffeur von Luxuslimousinen. Dr.X hat das Alter übermannt und verweilt notgedrungen unter einer Stahlkuppel irgendwo an der mexikanischen Grenze. In Zeiten in denen Trailer nur die besten und Zielgruppen entscheidendsten Stellen raus schneiden, ist ein Kinobesuch wahrlich riskant. Bei Logan nicht.
Vorfall in Mexiko City
Folgerichtig beginnt der Film mit der richtigen Stimmung. Logan (Hugh Jackman) ist in die Jahre gekommen, seine Wunden heilen nicht mehr wie es früher der Fall war. Grund dafür ist die Vergiftung seines Adamantium-Skeletts. Er versteckt den an schweren Anfällen leidenden Professor X. Es gibt kaum noch natürliche Mutanten. Schlecht als recht schlägt sich Logan, nun unter echtem Namen lebend, als Chauffeur durch. Mit Mutant Calibalt bewohnt er eine verlassene Schmelzanlage und spart für den Ausweg auf dem Meer mit Yacht. Nach einem Vorfall in Mexiko City steht die mysteriöse kleine Laura samt Mutter vor Logan und wollen nach North Dakota gefahren werden. Doch als Laura´s Mutter von einer unbekannten Organisation am Kopf stehend Donald Pierce (Boyd Holbrook) ermordet wird, beginnen die Probleme erst.
Verzweiflung und Hoffnung
Im Gegensatz zu den Avengers oder Batman/Superman aus dem benachbarten Comic-Universum eine reichliche Story Schwere an. Keine schier unendlichen finanziellen Mittel wie Iron Man oder der eher leidliche Patriotismus von Captain America bestimmen in „Logan“ das Ziel. Nur der Wille irgendwie aus dieser Welt mit einem Lächeln zu gehen. Regisseur James Mangold stellt schon in den ersten 5 Minuten klar was der Zuschauer bekommen wird – Gewalt und Gefühl. Verzweiflung und Hoffnung. Die Handlung lebt von ihren feinen Details. Wie, dass Logan zum lesen eine Einwegbrille von der Tanke nutzt inklusive Preisschild am Gestell. „The Office“-Schöpfer Stephen Merchant sich als Calibalt trotz mehreren Make-Up Schichten mit seinem unverkennbaren schwarzen Humor zur Auflockerung beiträgt.
Im Grunde wirkt die Handlung um zu simpel als zu überzeugen. Das Gegenteil trifft ein. Gerade weil der Mix aus Road Movie und Actiondrama sich damit am schönsten entfalten kann. Kleine Querverweise auf das großartige PlayStation-Spiel „The Last of Us“ sind unverkennbar, tun aber niemandem weh. Hugh Jackman glänzt in seiner Rolle als gebrochener Held einfach. Während der gefühlt immer junge Patrick Stewart zwar als Professor X sehr alt und zerbrechlich wirkt jedoch die stärkste Performance seiner Vita ablegt. Trotz „Comicverfilmung“ hätte Stewart hier klar eine Nominierung für den Goldjungen aus Hollywood verdient. Die jüngste im Cast – Dafne Keen als Laura Kinney reiht sich mühelos dazu und spielt ihre Schlüsselrolle perfekt.
Von Panoramen und Score
Neben einem wunderbaren Cast besticht zudem der Stil und toll gesetzt Score. Kameramann John Mathieson fängt neben schönen Panoramen auch ohne übertriebenen Schnitt die Action ein. Und Logan ist, zum Glück, nicht zimperlich im Finale. Randnotiz: Nach dem überraschend erfolgreichen Deadpool, wurde auch „Logan“ von Anfang an mit einem R-Rated Siegel gedreht. Will heißen, Wolverine´s Krallen metzeln Köpfe und Gliedmaßen ab. Genau dieser Grad an expliziter Gewalt hilft dem Film seine Geschichte und Figuren besser zu vertiefen bzw. Kontraste aufzuzeigen. Deadpool und Logan werden hoffentlich der Startschuss zu brutaleren Comicverfilmungen sein.
Komponist Marco Beltrami hält sich im ganzen Film angenehm im Hintergrund und unterstützt ausschließlich bei größeren Action-Sequenzen sowie leisen Momenten. Auch schön: Die Soundkulisse ist nahezu perfekt abgemischt. Gleiches gilt dafür auch.
Unser Fazit zu Logan – The Wolverine
Was den frühen X-Men Filmen an Gefühl fehlte, gleicht „Logan“ in seinem großen Finale aus. Einen würdigeren Abschied von Wolverine hätte James Mangold mit Fox nicht inszenieren können. Während die Handlung eher simpel gestrickt ist, überraschen sowohl Drama und Horrorelemente. Abseits davon gibt es zudem mehrmals Drehbuch-Kniffe, die einem gar in die Magengrube treten. Hugh Jackman und Co. zeigen in ihrem Abenteuer, dass Superhelden vielleicht auch ganz normale Menschen mit echten alltäglichen Problemen sein wollen.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets zum Film „Logan – The Wolverine“ gibt es hier.
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