Hitman 2 im Test
Agent 47 kehrt mit „Hitman 2“ zurück! Der direkte Nachfolger zum Reboot erzählt in schwacher Weise seine Geschichte weiter – überzeugt jedoch mit durchdachten Missionen in großen Gebieten. Unsere Review zum Action-Titel.
Neustart mit Hindernissen
Mit Auftragskillern ist es ja meist so eine Sache. Stimmt die Bezahlung ist quasi jedes Ziel dem Tode geweiht. Agent 47 ist ein knallharter Profi seines Fachs und weiß um jeden noch so schwierigen Klienten das richtige Mittel. Die Entwicklerschmiede IO Interactive aus Dänemark hat ihren Anti-Helden vor wenigen Jahren durch ein Reboot aufgefrischt um so frische Akzente zu setzen. 2016 begann man, dem Zeitgeist gelegen, im Episoden-Format monatlich neue Missionen mit zugleich neuem Level auszuspielen. Bei Fans arg umstritten konnte auch die Story rund um die Organisation „Providence“ und den ominösen Schattenklienten nicht so recht überzeugen. Das Highlight des Spiels waren die immens großen Level, die gar kleine Open-Worlds waren. Zudem war die Vielzahl an tödlichen Fallen ein Grund mehr, sich über 30 Mal in ein und denselben Auftrag zu stürzen. Wobei der Reboot gleichzeitig den Karrierestart von Agent 47 bedeutete.
Kommen wir zum größten Kritikpunkt an „Hitman 2“ – die Story. Beziehungsweise der Versuch eine halbwegs interessante zu erzählen. In statischen teils unscharfen Bildern werden rund drei minütige Dialoge geführt, die zwar einiges erklären aber hingerotzt wirken. Gerade die Beziehung von Agent 47 mit Agentur-Kontakt Diana mit ihrer Familiengeschichte und seiner Vergangenheit hätte genügend Potenzial für eine packende Handlung bewiesen. Schade, dass IO Interactive noch weniger abliefert als im Spiel davor. Positiv: Jede der fünf Hauptaufträge werden seperat mit Video zum jeweiligen Zeil erklärt und schon mehrere Angriffpunkte angedeutet. Schauplätze reichen von einem großen Autorennen in Miami, eine indische Metropole und die typisch wunderschöne US-Kleinstadt um nur einige zu nennen. Zudem sind die besagten Level ausführlich sowie in ihrem Design überaus clever aufgebaut. Schnelle Naturen werden natürlich nicht daran gehindert mit ihrer Waffe direkt das Ziel zu eliminieren, verpassen jedoch den Reiz dessen. Taktische Planung, ob das Opfer vergiftet oder durch einen bedauernswerten Unfall sein Leben verliert etc.. Während der erste Durchgang eher als Story-Mission gedacht ist und unser Arsenal nur Basics beeinhaltet, erspielt ihr euch mit weiteren Durchgängen neue Gadgets sowie Einstiegspunkte um den Highscore in die Höhe zu treiben.
Fast alles beim Alten
Neben der Grafik ist sich IO Interactive auch dem Gameplay treu geblieben. Anfangs etwas sperrig, lernt ihr euch schnell ein und könnt als Profikiller bald auch fixe Manöver durchführen. Die Animationen wirken sauber, wenn auch teilweise abgehackt. Als Third-Person Shooter solltet ihr „Hitman 2“ nicht spielen, da Agent 47 einerseits wenig einstecken kann und andererseits die Steueruung bei Feuergefechten zu schwammig wird. Serien-typischen Verkleidungen bleiben elementar wie die gute Vertonung, die leider nur auf englisch zu hören ist. Deutsche Spiele müssen sich mit Untertitel begnügen. Die Levelabschnitte könnten nicht detailreicher sein und überraschen zudem mit humorvollen Situationen. So muss sich Agent 47 in Miami als Maskottchen verkleiden, um Zugang zur höheren Etage zu erhalten. Die KI allgemein wirkt realistisch, wenn auch gleich ein wenig naiv. So verkleiden wir uns sichtbar dreimal und trotzdem erkennen uns Passanten nicht. Nur bei offener Gewalt oder komischem Verhalten werden sie misstrauisch bzw. rennen weg. Leichen sollten deshalb immer gut versteckt werden, sonst ist auch ein Abbruch der Mission die Folge.
Grafisch ist „Hitman 2“ seinem Vorgänger recht ähnlich. Bis auf eine bessere Ausleuchtung wirken Modelle sowie Levelstruktur gleich. Das ist nicht schlimm, jedoch hat man gerade hier das dumpfe Gefühl, es handele es sich um einen großen DLC als um einen wirklichen zweiten Teil der Reihe. Ähnlich sieht es auch bei „Battlefield 5“ aus. Feuer- und Wassereffekte sind ordentlich geworden, nur bei den Gesichtern hapert es noch immer. Sie wirken unecht gar aus Plastik. Dynamische Gesichtszüge eines „Red Dead Redemption 2“ liegen hier meilenweit hinterher. Probleme wie Kantenflimmern und Rucklern konnten wir im Test zwar feststellen – stören aber nicht den Spielfluss. Jedoch schaffen dies die zu langen Wartezeiten, falls man kurz speichern möchte. Hier wäre eine Schnellspeicher-Funktion goldwert gewesen. Der Score ist gewohnt dramatisch angelegt. Passt sich aber zur jeweiligen Situation gut an.
Unser Fazit zu „Hitman 2“
Nach dem Aus bei Square Enix ist Warner Bros. zu Hilfe geeilt und so konnte sich IO Interactive ganz auf die Entwicklung konzentrieren. Bei den toll aufgebauten Open-World Level gelang dies auch. Stichwort: Lebendige Spielwelt in Miami. Jedoch patzte man in Sachen Storytelling und Technik. Das fängt bei in Ecken hängende Menschenmassen an und hört bei teils zu langen Ladezeiten im Menü auf. Trotzdem macht der neue Ausflug mit Agent 47 wieder großen Spielspaß – bei Geduld.
Entwickler: IO Interactive | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 18
Hitman 2 (PlayStation 4)
Spielspaß - 86%
Gameplay - 83%
Grafik - 79%
Technik - 68%
79%
Empfehlung!
Abenteuerlicher Killer-Trip mit lebendiger Spielwelt jedoch herben Story-Schwächen.