Kino

Filmkritik zu Fack ju Göhte 3

Fack ju Göhte 3 läuft seit gestern in den heimischen Kinos und möchte mit flotterem Tempo und wieder der Schule als Handlungsort überzeugen. Warum teils fragwürdige Gags und das Gefühl einer XXL-Werbung während dem Film aufkommen, sagen wir euch in der Kritik.

„Es geht wieder los, Brudi!“

Die Schule als Handlungsort ist gerne gesehen. Nirgendwo anders sind pointierte Sprüche sowie aufkochende Hormon gesteuerte Menschen leichter in einen Raum zu stopfen als hier. Oder in der FIFA-Hauptversammlung. Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin lädt ein letztes Mal in sein Panoptikum bestehend aus genervten Lehrern und ebenso nicht ganz glücklichen Schülern, die jedoch ihre eigene Haarfarbe über die bloße Existenz stellen. Vielmehr fühlen sich insbesondere die ersten 20 Minuten wie eine auf speed-inhalierte Werbung an. Schnelle Schnitte, verpasste Gags und dauernd lärmt irgendeine pseudo-hippe Popmusik im Hintergrund. Kein Witz, ich persönlich habe jeden Moment gewartet, dass sich M´Barek umdreht und für fruchtstück-behaftete Limonade wirbt. Teilweise bot sich die Erkenntnis, dass Dagtekin bloß alle befindlichen Ideen/Gags noch in die mitunter doch anstrengenden 118 Minuten pressen will. Seien es übertriebene Drogeneskapaden, verstopfte Toiletten oder nur herzlich gefühllose Mobbing-Aktionen. Alles und jede anfänglich passable Situation wird zum Anstoß genommen, um die vorher gezeigte Sequenz humortechnisch zu unterbieten.
Zeki Müller (Elyas M´Barek) hat sich mit der Rolle als Lehrer irgendwie arrangiert und fasst sowieso den Endschluss nach seiner speziellen Klasse den Hut zu nehmen. Während der harte Kern bestehend aus Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynap (Gizem Emre) und Burak (Aram Amari) versuchen so spaßig und schnell das Kapitel Schule zu beenden. Jedoch steht das gar unmögliche Abitur vor der Tür. Zeki wird jedoch dazu „erpresst“ diese Aufgabe zu meistern. Also gilt es Chaos zu vermeiden und anzupacken. Was leichter gesagt als getan ist. „Fack ju Göhte 3“ ist zwar wieder an der Schule angesiedelt, aber weit weg vom gerade noch guten Erstling entfernt. Während sich Teil 1 kräftig beim Martin Lawrence-Klassiker „Der Diamantencop“ bediente, versucht man hier als bloße Prämisse das Thema Abitur hinzubekommen. Was man dem Film aber lassen muss, ist schier unendliche Kreativität der Regie. Alle 30 Minuten werden wir in neue Situationen gerissen. Manche sind durchaus zum schmunzeln, für andere reicht nicht mal die eigene Fremdscham aus. Gerade die „erwachsenen“ Dialoge innerhalb des Lehrerzimmers sind oftmals pointiert geschrieben. Kaum im Klassenzimmer werden absurdiste Situationen abgezogen und Ausdrücke aller Couleur in die Fresse geschmissen. Schlimm wird es nur, wenn dir zu jeder Zeit gesagt wird, was du genau empfinden sollst. Und zwar mit dem Holzhammer. Von Lachanfällen, zu Mitgefühl, danach Heulkrämpfe und zu guter Letzt Harmonie.

Ein Zug von der Crack-Zigarette

Bemerkenswert ist zudem, dass man es innerhalb von drei Filmen nicht geschafft hat, in den Figuren eine Charakterentwicklung entstehen zu lassen. Noch immer beleidigt Zeki Müller seine Klasse als Arschlöcher oder „geplatzte Kondome“ und bietet nur in zwei Szenen etwas Menschlichkeit. Die Gags werden den Zuschauern gefallen, da sie sich kaum von den anderen unterscheiden. Nur gibt es im Film zwei Stellen die man nicht hätte schmalziger und sinnloser hätte inszenieren können. Zum einen Mobbing. Dieser Punkt wird hier innerhalb von rund 8 Minuten plus Umarmung und „Sorry!“ gelöst. Davor darf man sich aber noch ein bißchen selbst lustig machen. Zum anderen Selbstmord. Zum Verständnis: Chantal versucht den Liebesbrief ihres Freundes einer Gruppe von Mädchen übergeben, die sich jedoch aus verschiedenen Gründen umbringen wollen. Dieser Plot ist an sich dümmlich und wird so pietätlos aus erzählt, dass man die Hände über dem Kopf zusammen schlägt. Der Cast ist gleich geblieben, nur Sidekick Karoline Herfurth alias Frau Schnabelstedt ist durch die nicht minder schlechte Sandra Hüller ersetzt worden. Diese überrascht mit selbstironischem Spiel und lockert insgesamt die Handlung von Fack ju Göhte 3 auf. Die Musik ist genauso aufgedreht und hippelig wie in den Teilen zuvor. Nicht weiter der Rede wert.

Unser Fazit zu „Fack ju Göhte 3“

Schlechter als der Erstling aber besser als der Vorgänger. Man versucht mit derart abgedrehten Einfällen das Publikum von einer halbgaren Handlung und teils pietätlosen Sideplots abzulenken. Dies gelingt in Maßen. Der letzte Gang in die 11b der Goethe-Gesamtschule sollte als Nicht-Fans der Reihe wohl überlegt sein.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Fack ju Göhte 3“ gibt es hier.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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