Huawei Mate 30 (Pro) – 3 Kameras, 0 Google
Wie gemunkelt hat Huawei in München seine neuen Modelle der Mate 30 Serie enthüllt. Mit dem Mate 30 und Mate 30 Pro möchte man sich mit den anderen Herstellern wie Samsung oder Apple messen, doch ein wichtiges Feature fehlt: Google Services.
Insbesondere im Bereich der Kamera wurde weitere entwickelt und auch in Sachen Video scheint das Mate 30 Pro einen großen Sprung nach vorne gemacht zu haben. Doch das immer noch anhaltende US-Embargo ist gnadenlos: Huawei darf bei den neuen Geräten keine Google-Services nutzen. Huawei wäre allerdings nicht Huawei, wenn sie keinen Plan B in der Hinterhand hätte: Gels, viel Geld mit dem App-Entwickler in den eigenen Store gelockt werden sollen. Doch ob dieser Plan aufgeht, muss sich erst noch zeigen.
Wollen wir ab er zunächst einmal über die beiden Modell sprechen:
Mate 30 – Größer als das Pro
Das Mate 30 besitzt ein etwas größeres Display (6,62 Zoll (ca. 17 cm)) als das Pro Modell und bietet einen flachen Bildschirm mit 2.340 x 1.080 Pixel, DCI-P3-konform und HDR. Dem verwendeten Kirin 990 stehen hier 8 GB RAM bei, der interne Speicher beläuft sich auf mindestens 128 GB.
Abstriche im Vergleich zum Mate 30 Pro gibt es bei der Kamera. Hier wurde das Ultraweitwinkel-Modul auf eine Auflösung von 16 MP reduziert, dadurch ist lediglich ein dreifacher Hybridzoom möglich. Verzichten muss man zudem auf 4K in 60 fps und die neue Superzeitlupe die dem Pro Modell vorenthalten ist. Slow Motion gibt es hier nur bis maximal 960 Bildern pro Sekunde. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 24 MP.
Der etwas kleiner Akku mit 4.200 mAh soll hier für 8h Nutzung ausreichen. Supercharge per Kabel und Wireless Charging bekommt ihr on top, ebenso das bereits bekannt Reverse Charging aufladen.
Huawei Mate 30 – Technische Daten
- Display: 6,62 Zoll, 2.340 x 1.080 Pixel, AMOLED
- Betriebssystem: Android 10 mit der Oberfläche EMUI 10.0
- SoC: Kirin 990
- RAM: 6 / 8 GByte
- Speicherplatz: 128 GByte
- Akku: 4.200 mAh
- Schnellaufladung: 40 Watt (Kabel), 27 Watt (kabellos)
- Hauptkamera: 40 MP (Wide, f/1.6, OIS) + 16 MP (Superwide, f/2.2) + 8 MP (Telephoto, f/2.4, OIS)
- Frontkamera: 24 MP (f/2.0)
- Videoaufnahmen: 4K mit 60 fps
- Maße / Gewicht: 160,8 x 76,1 x 8,4 mm / 196 g
- Besonderheiten: Schutzklasse IP53, keine Google-Dienste
Huawei Mate 30 Pro
Unter der Haube des Mate 30 Pro arbeitet der neue Kirin 990 zusammen mit 8 GB RAM und mindestens 256 GB Speicher. Das Mate 30 Pro kommt mit einem 6,53-Zoll OLED-Display im Waterfall-Design, ebenfalls DCI-P3-Konformität und HDR-Support. Es liefert eine Auflösung von 2.400 x 1.176 Pixel und legt sich mit einem Neigungswinkel von 88 Prozent auch über die seitlichen Ränder.
Der Akku hat nun eine Kapazität von 4.500 mAh und soll bis zu 9,2 Stunden durchpowern. Sollte euch doch einmal der Strom ausgehen, könnt ihr per Supercharge das Mate 30 Pro via Kabel mit 40 Watt und drahtlos mit 27 Watt schnell wieder aufladen. Auch das Aufladen anderer QI Geräte ist mit Reverse Charge möglich. Dies soll nun sogar 3x schneller gehen als noch z.B. im P30 Pro. Kurios: Die Huawei Mate 30 Pro und Mate 30 wird es in verschiedenen Farben geben: Silber, Schwarz, Grün und Lila – es wird aber auch Modelle mit „Vegan Leather“ Optik geben, die in knalligeren Farben daherkommen.
3 Kameras mit 4K mit 60 FPS, Superzeitlupe mit bis zu 7.680 FPS
Die Vorderseite wird an der Oberseite immer noch von einem recht breiten Notch geziert (der im Vergleich zum Mate 20 Pro allerdings geschrumpft ist). Enthalten: Frontkamera, Licht- und Näherungssensor, einen Sensor für Gestenerkennung sowie einen Tiefensensor, die Sensoren sollen zusammen für eine sichere Gesichtsentsperrung sorgen sollen. Der Fingerabdrucksensor ist immer noch unter dem Display verbaut und soll dank Softwareoptimierung noch einen Tick schneller arbeiten.
Wenn man sich nun die Rückseite betrachtet, fällt sofort das neue kreisrunde Kameramodul auf, das mittig platziert ist. Darin befindet sich eine Ultraweitwinkel-Kamera und eine Weitwinkel-Kamera mit jeweils 40 MP Auflösung. Dazu kommt eine Telelinse mit 8 Megapixel. Zusammen können die Linsen einen optischen bzw. hybriden Zoom von 10 erreichen. Videos können damit in 4K mit 60 fps aufgenommen werden, sowie Zeitraffer in HDR+ und Zeitlupen mit bis zu 7.680 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 720p. Bei der Bildstabilisation setzt Huawei nach wie vor auf eine Kombination von EIS und KI. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 32 Megapixel die nun auch den Nachtmodus unterstützt.
Das Mate 30 Pro wird es ebenfalls wieder in einer RS Version geben, die in Zusammenarbeit mit Porsche entstanden ist.
EMUI 10 auf Basis von Android 10 ohne Google Services
Beide Smartphones kommen ab Werk mit EMUI 10, das auf Android 10 basiert. Neue Funktionen sind hier, der Dark-Mode, das Always-On-Display (AOD), Gestenkontrolle und die KI-gestützte Bildschirmrotation bei dem das Gerät erkennt, aus welchem Winkel der Nutzer auf den Bildschirm sieht und soll Inhalte so stets in korrekter Ausrichtung anzeigen.
Wie ich ja bereits geschrieben habe „basiert EMUI 10 auf Android 10“ was schon einiges über die (für Europa) wichtigen Google Services sagt, die auf den Geräten der Mate 30 Serie nicht zu finden sind. Huawei ist durch das immer noch andauernde US-Embargo gezwungen auf seinen Android-Smartphones ein eigenes Ökosystem anzubieten. Huawei selbst sagt dazu in der offiziellen Pressemitteilung:
Bei der Vorstellung der HUAWEI Mate 30-Serie kündigte Richard Yu, CEO der Consumer Business Group, Updates für die AppGallery, HUAWEI Mobile Services (HMS) und deren offenes Ökosystem und Core-Funktionen an. „Für uns bei HUAWEI ist es ein wichtiges Anliegen, unseren Smartphone-Kunden bestmöglichen Komfort, maximale Geschwindigkeit und reibungslose Abläufe bei ihren täglichen Anwendungen zu bieten. Um dies zu erreichen, haben wir bei HUAWEI Mobile Services ein umfassendes Ökosystem geschaffen, das verschiedene Premium-Dienste umfasst“, so Walter Ji, Präsident der Huawei Consumer Business Group, Region Westeuropa.
Bedeutet, kein Google Assistent, PlayStore, Google Maps und all die Annehmlichkeiten die wir von herkömmlichen Android-Phones kennen. Stattdessen will Huawei seine eigene AppGallery massiv pushen und hat dazu ein Programm ins Leben gerufen bei dem Entwickler die ihre Apps in der Huawei AppGallery anbieten (und diese ggf. dafür portieren) finanziell unterstützt werden. 1 Milliarde Dollar hat Huawei dafür bereitgestellt. Helfen sollen dabei die ebenfalls vorgestellten Huawei Mobile Services. Diese beinhalten neben der Appgallery auch Lösungen für In-App-Käufe, Werbung und andere Dienste und Schnittstellen, die in der Regel von Google bereitgestellt werden.
Huawei Mate 30 Pro – Technische Daten
- Display: 6,53 Zoll, 2.400 x 1.176 Pixel, AMOLED
- Betriebssystem: Android 10 mit der Oberfläche EMUI 10.0
- SoC: Kirin 990
- RAM: 8 GByte
- Speicherplatz: 128 / 256 GByte
- Akku: 4.500 mAh
- Schnellaufladung: 40 Watt (Kabel), 27 Watt (kabellos)
- Hauptkamera: 40 MP (Wide, f/1.6, OIS) + 40 MP (Superwide, f/1.8) + 8 MP (Telephoto, f/2.4, OIS) + Tiefensensor
- Frontkamera: 32 MP (f/2.0)
- Videoaufnahmen: 4K mit 60 fps
- Maße / Gewicht: 158,1 x 73,1 x 8,8 mm / 198 g
- Besonderheiten: Schutzklasse IP68, 3D Face Unlock, keine Google-Dienste, Zeitlupenaufnahmen in 720p mit bis zu 7680 fps, Acoustic Display für den Sound
Preise genannt und das Mantra „Es kommt nach Europa“ gebetet
Das Mate 30 soll ab 799 Euro erhältlich sein (8 GB RAM/128 GB), das Mate 30 Pro ab 1.099 Euro (8 GB/256 GB). Wer die 5G-Ausführung des Pro-Modells will, muss 1.199 Euro auf den Tisch legen. Wer die Luxusausgabe, das Mate 30 RS will, zahlt 2.100 Euro. Ein Termin wurde jedoch nicht genannt, auch auf Nachfrage bei verschiedenen Huawei Mitarbeitern wurde Mantra-Artig mit „Es kommt nach Europa“ geantwortet.
Dabei könnte es sich allerdings auch um Taktik handeln, da Huawei wohl immer noch hofft, das Thema Embargo vom Tisch zu bekommen um das Mate 30 (Pro) dann auch mit den Google Services und ohne Einschränkungen für die Kunden hierzulande auf den Markt zu bringen.
Meine Meinung zum Mate 30 und der aktuellen Situation
Huawei hat wieder einmal gezeigt wie gut sie es schaffen ihre Modellpflege voranzutreiben. Technisch sind die Geräte anderen Anbietern wohl wieder ein paar Schritte voraus. Das Problem das Huawei allerdings hat ist nicht hausgemacht, sie stehen als vermeintliches Opfer zwischen den Fronten eines Handelskrieges und müssen nun (recht schnell) das Beste aus der Situation machen. Dass es kommunikativ nicht einfach ist, erkennt man u.a. in der Pressemeldung in der die Probleme mit Google einfach nicht genannt werden.
Es ist schwierig, ich versteh, dass man nicht klein beigeben möchte, aber auch dem ganzen Mist der die letzten Monate über sie hereingebrochen ist, die Stirn bieten möchte und euphorisch „Wir schaffen das!“ zu schreien. Bleibt zu hoffen, dass Huawei genug Ausdauer hat um diese Phase zu überstehen. Sicher ist wohl, dass man mit dem Mate 30, trotz solidem Technik Paket nicht an die Verkaufserfolge eines Mate 20 oder P30 anschließen wird. Der Sideload der verschiedenen Apps ist für den 08/15 Anwender einfach zu kompliziert (zudem soll es aktuell auch gar nicht funktionieren, wie Kollegen bereits berichteten). Auch an der Werbung selbst merkt man, dass beim Mate 30 zunächst auf kleiner Flamme gekocht wird. War zum Start des P30 Pro noch Amazon gepflastert, Bild.de mit riesigen Bannern bestückt oder gar ein Banner auf dem FireTV geschaltet… merkt man aktuell nichts. Die Abwesenheit der Werbung spricht für sich, auch wenn immer wieder gesagt wird „Es kommt nach Europa“ – Der Zeitpunkt ist fraglich und auch ob das Gerät dann überhaupt noch relevant ist. Das gleiche Schicksal scheint übrigens auch das Mate X zu ereilen, dass „nebenbei“ auch in München gezeigt wurde.