Das Popcorn brodelt, die Cola sprudelt und die Leinwand öffnet sich um das Publikum in wahrhafte Traumwelten mitzunehmen – doch lohnt sich der Gang ins Lichtspielhaus eigentlich? Unser flotter Kino-Flash verrät es euch in der Kurzkritik zu u.a. „Einfach mal was Schönes“, das neue Disney-Abenteuer „Strange World“ sowie dem skurillen Horror „The Menu“.
Strange World
Wie in vergangenen Jahrzehnten schickt Mäusekonzern Disney vor Weihnachten einen abendfüllenden Film in hiesige Lichtspielhäuser um sämtliche Familien mit allerlei Kindern zu begeistern. So ist auch „Strange World“ angelegt – nur deutlich tiefgehender in seiner Meta-Ebene. Im Kern handelt die Geschichte von Abenteurer „Searcher Clade“, der mit einer Forschercrew eine ziemlich merkwürdige Welt bereisen muss um den Energieengpass seiner Heimat zu retten. Kreativ ist das Abenteuer allemal, wenn gleich die technische Note nicht das qualitative hohe Level von Pixar-Produktionen heranreicht. Regisseur Don Hall („Baymax“, „Raya und der letzte Drache“) vermischt bekannte Motive wie einen Vater/Sohn-Konflikt mit Fantasy-Elementen á la „Die Reise ins Ich“. Jüngere Zuschauer werden damit freilich ihren Spaß haben sowie den späteren Twist mühelos verstehen, wenngleich die ideologisch recht abgeschmeckte Meta-Ebene sicherlich nur die erwachsenen Seher richtig deuten können. Zudem wirken einige Elemente in Konstellation der Figuren relativ unorganisch – zumal es ein bis zwei Szenen gibt die die jüngsten Zuschauer etwas erschrecken könnten. Schlussendlich bleibt „Strange World“ hinter seinem Potenzial zurück.
Release: 24. November 2022 | Länge: 102 Minuten | FSK: ab 6 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Einfach mal was Schönes
Die Filme von Karoline Herfurth beflügeln das Deutsche Kino zu neuen Qualitätssprüngen. Hier finden sich keine abgedudelten Altherrenwitze vermischt mit klischeehaften Schlagersongs sondern gut beobachtete menschliche Situationen um das Alter der typischen Midlifecrisis. Während „Wunderschön“ wegen der Pandemie im Kino leider zu kämpfen hatte, startete „Nur mal was Schönes“ unter klassischen Bedingungen. Angelegt als Tragikkomödie ist Herfurth neben Drehbuch, Regie auch für die Hauptrolle verantwortlich, was dem Film eine starke Aura gibt. Gerade im Zusammenspiel mit Ulrike Kriener als „Mutter“ entwickeln sich gut eingefangene Momente, wobei Herfurth durch harte Themen wie Abtreibungen oder Alkoholismus die Grenzen einer erwartbaren Deutschen Liebeskomödie durchbricht und hierdurch länger im Kopf bleibt. Der restliche Cast überzeugt, obwohl Nora Tschirner als bestimmend wirkende Schwester hier gesondert gelobt werden muss. Ein Stück Deutsches Kino, für das man sich als Zuschauer am Schluss nicht die Fremdscham wegkärchern muss.
Release: 17. November 2022 | Länge: 112 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
The Menu
Edles Metallbesteck. Gefaltete Servietten. Feine Speisen. Im „Hawthorn“ werden kulinarische Träume wahr. Diese besondere Restaurant liegt auf einer abgelegenen Insel und verköstigt seine ausgesuchten Gäste mit speziellen Gerichten. Regisseur Mark Rylod vermischt eine düstere Optik mit der Finesse von „Cheftable“ und kredenzt wohlschmeckenden Horror samt satirischen Spitzen. Die illustre Schar aus tollen Schauspielern wie Anya Taylor-Joy, Nicolas Hoult, Janet McTeer und allen voran Ralph Fieness als gar diktorischer Chefkoch Julien Slowik spielen dermaßen auf den Punkt, dass oftmals die leicht verlorene Handlung nur selten sauer aufstößt. „The Menu“ versucht lange seinen wahren Handlungskern zu verbergen und übertüncht ihn mit grandios übernommenen Kameraaufnahmen von leckeren Speisen in Nahaufnahmen mit Text – so wird ein Salat gerne mal mit einem Stück Felsen auf dem Teller serviert oder Brot ohne Brot aber mit Beilagen. Bis zum irrwitzigen Finale werden zwar die Motivationen klarer – dennoch bleiben schlussendlich eher die schauspielerischen als handlungsrelevanten Leistungen im Kopf. Denken Sie immer daran: Essen Sie nicht sondern genießen Sie ihr Mahl.
Release: 17. November 2022 | Länge: 108 Minuten | FSK: ab 16 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.