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Pokémon Legenden Z-A im Test / Review – Die größte Neuerung ist nicht die Spielwelt sondern das Kampfsystem

Großstadtdschungel statt Waldspaziergänge

Von Einem, der auszog, der Allerbeste zu werden: Die neueste Episode im Hause Pokémon – «Pokémon Legenden: Z-A» – stellt einen der mutigeren Neustarts der Reihenfolge dar. Entwickler Game Freak traut sich gewohnte Standards aufzubrechen. Während viele Pokémon-Ableger in den letzten Jahren an Kontur verloren hatten oder mit offenen Welten heilos überfordert wirkten, wagt dieses Spiel einen radikal anderen Weg: Statt einer gigantischen Welt gibt es eine einzige, verdichtete Metropole und statt klassischer Rundenkämpfe erlebt man ein Action-RPG mit Echtzeit-Elementen. Das Ergebnis ist durchaus ambivalent – spannend, erfrischend in neuen Ansätzen, aber nicht frei von (grafischen) Makeln. Unsere Review zu „Pokémon Legenden Z-A“.

Die neueste Episode im Hause Pokémon – «Pokémon Legenden: Z-A» – stellt einen der mutigeren Neustarts der Reihenfolge dar. Während viele Pokémon-Ableger in den letzten Jahren an Kontur verloren hatten oder mit offenen Welten überfordert wirkten, wagt dieses Spiel einen anderen Weg: Statt einer gigantischen Welt gibt es eine einzige, verdichtete Metropole, und statt klassischer Rundenkämpfe erlebt man ein Action-RPG mit Echtzeit-Elementen. Das Ergebnis ist durchaus ambivalent – spannend, erfrischend in seinen Ansätzen, aber nicht frei von Makeln.

Schon nach den ersten Spielstunden wird mir klar: Das hier wird kein gewöhnliches Pokémon-Game. „Z-A“ spielt ausschließlich in Illumina City, jener urbanen, an Paris angelehnten Hauptstadt der Kalos-Region, die die Meisten noch aus „Pokémon X und Y“ kennen. Fünf Jahre sind vergangen seit den damaligen Ereignissen und die Großstadt steckt mitten in einem groß angelegten Umbauprojekt. Menschen und Pokémon sollen künftig in friedlicher Koexistenz leben – zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht das anders aus: Wilde Pokémon dringen regelmäßig in die Innenstadt vor, die Bevölkerung reagiert nervös, ich werde als ankommender Neuling in ein Programm berufen, das Ordnung und Schutz wiederherstellen soll.

Was mich sofort überrascht hat, ist, wie eng Handlung und Schauplatz miteinander verwoben sind. Illumina City ist nicht bloß Hintergrund – sie ist die heimliche Hauptfigur. Jede Straße erzählt von Fortschritt und Konflikt, einige Nebenquests führen zu einer neuen Facette dieser Stadt. Ich helfe beispielsweise einem Furfrou-Stylisten dabei, seinem Pokémon das Schneiden beizubringen und stoße auf Handwerker:innen, die versuchen, mit Pokémon zusammenzuarbeiten, statt sie zu zähmen. Viele Bewohner:innen sind keine Trainer:innen im klassischen Sinn, sondern normale Menschen, die mit den Wesen des Kalos-Ökosystems ihren Alltag teilen müssen. Gerade diese alltägliche Perspektive gibt der Geschichte einen Realismus, den man von der Reihe bisher nicht kannte. Wobei zur Wahrheit gehört dynamische Tagesabläufe wie in „Kingdom Deliverence 2“ dürft ihr keineswegs erwarten, zumal wir uns mehr Passanten in den Straßenzügen gewünscht hätten. Nachts ist selbst in Bottrop mehr los.

Das Spiel verfolgt damit einen klaren Fokus: Statt mich auf eine Reise quer durch die Region zu schicken, bleibe ich in einer Stadt, die sich ständig verändert. Damit verabschiedet sich „Z-A“ von der vertrauten Pokémon-Formel und erzählt eine zivilere, bodenständigere Geschichte, die dennoch genug Raum für das bleibt, was die Reihe groß gemacht hat: Collecten, Kämpfen, Weiterentwickeln.

Offene Konfrontationen statt passiver Taktikgefechte

Diese Kämpfe jedoch spielen sich grundlegend anders. Die rundenbasierten Kämpfe, an die ich mich über Jahrzehnte gewöhnt hatte, sind passé. Stattdessen läuft alles in Echtzeit ab: Ich bewege mich frei im abgegrenzten Kampfgebiet, muss gegnerischen Nahkampf-Attacken mit meinem Taschenmonster ausweichen, Lock-Moves einsetzen oder Angriffe gezielt platzieren. Cooldown-Zeiten regeln das Tempo und sorgt für eine im späteren Verlauf taktische Komponente – also ähnlich wie in „Xenoblade Chronicles“. Es fühlt sich zunächst fremd an, fast chaotisch, doch nach kurzer Eingewöhnung begreife ich, wie viel direkter und spannender das System funktioniert. Ich bin nicht mehr nur Strateg:in hinter dem Menü, sondern endgültig Teil des Geschehens. Wenn mein Kaocto mit einem Sprungangriff den Asphalt erzittern lässt und ich gleichzeitig versuche, in Deckung zu gehen, wirkt das lebendig somit unmittelbar.

Dreh- und Angelpunkt vieler Gefechte ist die Rückkehr der Mega-Entwicklung. Sie prägt das Spiel stärker als in früheren Generationen. Um ehrlich zu sein, hadere ich damit. Einerseits erzeugt sie imposante gar dramatische Momente: In sogenannten Rogue-Mega-Fights muss ich gemeinsam mit anderen Trainer:innen übermächtige, entfesselte Pokémon bezwingen, die ganze Stadtviertel verwüsten können. Diese Kämpfe sind fordernd, taktisch anspruchsvoller als erwartet. Andererseits engen sie meine Teamwahl ein. Manche Pokémon ohne Mega-Form geraten ins Hintertreffen, weil sie schlicht weniger Durchschlagskraft haben. Das Design mancher Mega-Formen wirkt zudem recht simpel als hätte man kurz vor Release diese Idee unbedingt noch ins fertige Spiel packen müssen – schön anzusehen, spielerisch recht inkonsequent. Trotzdessen: Dieses System zwingt mich, offensiver zu denken und mich stärker mit der Dynamik der Kämpfe auseinanderzusetzen.

Versteckte Ecken in Illumina City

Abseits der Arena verbringe ich einige Zeit damit, Illumina City zu erkunden. Die Stadt ist überschaubar, keine Open-World im gemeinhin klassischen Sinn, aber dafür erstaunlich dicht gebaut. Ich kann sie in wenigen Minuten durchqueren, und doch entdecke ich ständig neue Details: Versteckte Ateliers, Seitengasse, die zu improvisierten Kampfarenas führen oder ein Dachgarten, auf dem wilde Evoli nisten. Besonders die Nebenquests tragen zu diesem Gefühl bei. Viele von ihnen erzählen kurze, abgeschlossene Geschichten, die sich später subtil auf die Umgebung auswirken – ein Laden, der nach meiner Hilfe neue Produkte führt, ein NPC, der sich an meine frühere Unterstützung erinnert. Das macht die Welt glaubwürdig.

Natürlich gibt es auch Aktivitäten außerhalb der Hauptgeschichte. Nachts verwandeln sich Teile der Stadt in sogenannte Battle Zones – urbane Arenen, in denen der Z-A-Royale stattfindet. Hier kämpfe ich um Rangpunkte, beginne bei Z und arbeite mich hoch bis zur begehrten Stufe A. Es ist ein gradliniges, aber süchtig machendes System: Kurze Gefechte, schnelle Matches, stetiger Fortschritt. Im Online-Battle-Club trete ich gegen Spieler:innen weltweit an, während die kooperativen Mega-Raids dazu einladen, gemeinsam besonders starke Gegner zu bekämpfen. Diese Modi wirken nicht wie Zusatzmaterial, sondern sind sinnvoll in den Alltag der Stadt integriert. Wenn ich abends vom Café nach Hause gehe und plötzlich eine Kampfzone aufpoppt – fühlt sich das organisch an – als wäre Illumina eine echte, atmende Stadt.

Technisch macht das Spiel einen großen Schritt nach vorn. Auf der Nintendo Switch 2 läuft „Z-A“ nahezu durchgehend stabil mit 60 Bildern pro Sekunde, Ladezeiten sind vorhanden aber bleiben kurz – auch im Handheld-Modus wirkt alles flüssig. Pop-ins bei Passant:innen oder Gegenständen im Hintergrund gibt es zwar noch, aber sie stören kaum. Besonders auffällig ist, wie viel souveräner die Engine mit Effekten umgeht: Regen, Lichtreflexe, Partikel – all das fügt sich organisch ein, auch wenn die Stadt an manchen Stellen ziemlich karg wirkt. Was Game Freak an grafischem Detail spart, kompensiert das Spiel mit audiovisueller Atmosphäre. Wenn ich nachts durch das Neonmeer von Illumina laufe – dann ertönt ein großartig gespielter Score á la „Super Mario Odyssey“, der nicht mit Big Band-Vibes geizt, sich damit perfekt an der präsentierten Großstadt orientiert.

Doch nicht alles gelingt. Neben zwar aufgebohrter aber für Switch 2-Möglichkeiten immer noch schwacher grafischer Präsentation, müssen wir eines stark kritisieren. Der wohl größte Schwachpunkt bleibt die fehlende Sprachausgabe. Im Jahr 2025 wirkt es beinahe anachronistisch, dass ein solch großes Spiel noch auf stumme Textboxen setzt. Die Dialoge sind gut geschrieben, teils sogar amüsant pointiert, aber sie bleiben blutleer, weil sie niemand spricht. Gerade in einer so belebten Stadt wäre eine Vertonung das sprichwörtliche i-Tüpfelchen gewesen, das den Figuren mehr Leben eingehaucht hätte. Auch die grafische Gestaltung schwankt: Manche Straßen wirken beeindruckend detailliert, andere leer und flach. Inhaltlich überzeugt das Spiel jedoch durch seinen Fokus. Es ist kürzer als seine Vorgänger – rund 25 Stunden dauert die Hauptstory, Nebenaktivitäten verlängern das Abenteuer moderat –, aber das Tempo ist angenehm. Statt stundenlanger Sammelarbeit geht es darum, in einer Welt zu verweilen, die ihren Rhythmus hat.

Pokémon-Legenden: Z-A - [Nintendo Switch]
  • Ein ambitioniertes neues Abenteuer, das in Illumina City spielt, erwartet dich in Pokémon-Legenden: Z-A
  • Erkunde die Stadt, enthülle ihre Geheimnisse und kämpfe mit Pokémon wie nie zuvor!.
  • Zum allerersten Mal laufen Trainer und ihre Pokémon miteinander und agieren in Echtzeit während eines Kampfs. Pokémon führen ihre Attacken aus, sobald ihre Trainer sie dazu auffordern

Unser Fazit zu „Pokémon Legenden Z-A“

Was mich letztlich am meisten beeindruckt hat, war die Haltung, mit der „Z-A“ an seine eigene Marke herangeht. Es will nichts beweisen, es will sich nicht neu erfinden um jeden Preis – schlussendlich will es funktionieren. Und das tut es. Wo „Karmesin & Purpur“ an technischen Problemen und spielerischem Größenwahn scheiterte, findet „Z-A“ eine Gelassenheit. Es ist fokussiert, stilbewusst, spielmechanisch kohärent. Nach dem Abspann blieb mir das Gefühl, ein Spiel erlebt zu haben, das die Serie verstanden hat, ohne ihr zu entfliehen. Es wagt Neues, ohne die Wurzeln zu kappen, und erinnert mich daran, warum Pokémon überhaupt funktioniert: weil es Welten erschafft, die man kennenlernt, nicht bloß abarbeitet. „Pokémon Legenden: Z-A“ stimmt damit eine klare Richtungsänderung ein – reduzierter, konzentrierter, glaubwürdiger. Vielleicht nicht das lauteste, aber das interessanteste Pokémon(-Spin Off) seit vielen Jahren.

Release: 16.10.2025 | Entwickler: Game Freak | Genre: Action-Adventure | Preis: 59,99 Euro | Für Nintendo Switch 1/2 | USK: ab 6

Pokémon Legenden Z-A (Nintendo Switch 2)

Spielspaß - 88%
Gameplay - 83%
Grafik - 77%
Technik - 75%

81%

Empfehlung!

Spielerisch offenes Pokémon-Abenteuer, das dank seines neuen Kampfsystem mehr Dynamik zulässt mit Illumina City frische Einblicke gewährt aber grafisch noch immer unter den Erwartungen bleibt.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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