Sniper Ghost Warrior Contracts 2 im Test
Sniper, die auf Pappschilder starren
Teil 6 der Reihe aber „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“ – die (wieder) blutige Sniper-Action aus dem Hause CI Games rangierte stets zwischen mittelmäßig und heilos in den Sand gesetzt. Aber gilt das trotz herben KI-Aussetzern und absurder 0815-Story auch für den neuesten Ausflug in brandgefährliche Gebiete?
Überschaubar aber nicht unwichtig
Neben den allgegenwärtigen Simulatoren bilden die militärtischen Scharfschützen-Spiele auf dem heimischen Markt wohl die übersichtlichste Sparte. Wenige Entwicklerschmieden bauen mit eigenen IP’s darauf. Zum einen findet sich prominent Rebellion aus England mit der stilprägenden „Sniper Elite“-Reihe, die die umstrittene X-Ray Optik bei Fernschüssen einführte und zum anderen „Sniper: Ghost Warrior“ der polnisch-stämmigen CI Games. Jetzt wird es kurios: Trotz teils spielerisch desolaten Serienteilen wie „Ghost Warrior 3“ kamen die Verkäufe regelmäßig über die Millionengrenze und besaß ihre treue Fangemeinde weltweit. Wilde Experimente wie damals als man mit anspruchsloser Open-World ohne jeden Reiz versuchte, auf der allgemeinen Welle mitzuschwimmen, schlugen krachend fehl. Jetzt besinnt man sich in „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“ wieder auf erreichte Stärken – das mitunter wuchtige Sniper-Gameplay. Gepaart mit genug weitläufigen Gebieten, sodass kein liebloser Levelschlauch entsteht.
Einerseits ist natürlich löblich, dass sich CI Games in Sachen Präsentation heutzutage auf den Stand von Call of Duty in Jahr 2014 begibt. Verwackelige Videoaufnehmen, hektischer Zoom auf schwarz-weiß Fotos, finster dreinblickende Kriminellen. Alles vorhanden. Aber wieso hören wir zum gefühlt zum 1799. Mal die gleiche einfallslose „Terrorstaat mit Weltherrschaftsplänen“-Backstory? Vermengt mit Antagonisten aus der Klischeetonne – hier die intregante Staatschefin, dort ein waffenverliebter General oder der Bruder eines Cousins, der in Öl macht. Hier heiligt eher der Zweck die Mittel. Keine Sorge, insgesamt spielt sie eine untergeordnete Rolle. Sobald wir mit Raven das ausführliche Tuturial durchliefen, geht es ohne Umschweife direkt in eine felsige Wüstenregion. Für das nötige Spielgefühl tastet sich Sniper Raven, gänzlich ohne Vorgeschichte ausgestattet, durch kleinere Zelt-Städte zum Auftragsziel vor. Die Wahl, ob wir ruhig per schallgedämpfter 9mm-Pistole oder gleich geschickt jeden Fein wegsnipern bleibt uns überlassen. Das Studio designte die Gebiete erfreulich reizvoll damit wir abseits des Hauptweges erkunden – simple Klettereien inklusive. Neben kleineren Goodies lassen sich auch bessere Sekundärwaffen wie halbautomatische Gewehre finden.
Keine Alleingänge im Job
Jede Auftrag wird auf der Karte ausgewählt und bedarf vor Beginn genaue Planung. Was die zu tötenden Figuren an handlungsrelevanz nicht mitbringen, machen sie mit ihrer Unerreichbarkeit wieder wett. Patrouillieren viele Wachen vor Anlagen? Ist es klüger per Drohne erst den Wald zu erkunden? Muss ich bestimmte Munitionstypen wie panzerbrechende Kugeln aufgrund Fahrzeugen oder spezielle Rüstungen mitnehmen? Nach gewisser Eingewöhnungszeit besitzt ihr ein Gefühl für Lage und Gegner. Zumal es per Technik-Gadget möglich ist, bestimmte Kontrollschalter zu hacken um Schussanlage zu deaktivieren. Im krassen Gegensatz steht insbesondere bei kleineren Shoot-Outs die selten dämliche KI. Planlos rennt sie auf Raven zu oder bleibt treudoof vor ihm stehen ohne anzugreifen. Hinzu kommt die spielerunfreundliche Speichermechanik – nur an bestimmten Stelle gibt es Savepoints und freies Speicher ist nicht möglich. Blöd, weil das Sandbox-Konzept auf die Experimentierfreude setzt und so kommt es zu problematischen Momenten, bei der mitten im Alarm ein Savepoint passiert. Aus jedem Stimmungstief holte uns jedoch das zweifellos ausgefeilte Sniper-Gameplay wieder raus. CI Games entriegelte knapp zwei Wochen nach Release auch Brutalo-Effekte á la blutige Einschüsse, aber freut euch nicht so schnell: Platzende Köpfe bleiben wie vorher passé. Ulkig, da wegen Gewalt die USK in der Reihe niemals einschritt.
Wenigstens finden sich dank Unterstützung der überaus leistungsfähigen CryEngine einige atmosphärische Bilder. Natürlich sind klare Abstriche in Sachen Vegetation oder dynamische Schatten zu tätigen. Aber, trotz statischem Look, laden die höhergelegenen Lichtungen in Bergregionen zum kurzzeitigen Verweilen an. Leider entsteht regelmäßig Tearing und bisweilen erlebt man auch fiese Framedrops, besonders in hektischen Momenten bei eiligen Drehungen. Für Abwechslung innerhalb der rund 9 stündigen Kampagne ließen sich das Studio auflockernde Aufgaben fernab von Metzeleien einfallen. So schießt Raven im richtigen Moment auf grüne Schaltflächen von Antennen zur Deaktivierung. Oder Störsender blockieren Kontakt zum HQ – also heißt es Klettern oder Sicherungskästen zerstören. Die Wahl liegt oftmals bei uns. Deutsche Spieler werden auch neben Gore-Effekten eine Lokalierung vermissen, also gibt’s nur Untertitel.
- Nutze eine Mischung aus Nahkampf und Schüssen aus besonders großer Entfernung, um die unterschiedlichen Ziele auszuschalten
- Schließe die Aufträge auf unterschiedliche Arten ab, um alle Ziele zu erfüllen und das Maximum an Belohnungen zu erhalten
- Erkunde 5 individuelle Karten in der Konfliktzone des Nahen Ostens
Fazit zu „Sniper Ghost Warrior Contracts 2“
CI Games war in seiner langen Firmengeschichte nicht dafür bekannt spielerisch hervorragende Titel mit darin enthaltenden Maßstäben zu setzen. Jedoch überzeugte uns im Test SGWC2 dank cleverem Leveldesign ohne durch viele verfügbare Gadgets gezwungen zu sein, sie zu benutzen und natürlich das knackige Sniper-Gameplay. Aber auch nur das. Als Shooter auf kurzer Distanz kommt das Konzept schnell an seine Grenzen. Selbiges gilt für die hanebüchene Storyline.
Entwickler: CI Games | Preis: 39,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC | USK: ab 18
Sniper Ghost Warrior Contracts 2 (PlayStation 5)
Spielspaß - 73%
Gameplay - 69%
Grafik - 74%
Technik - 63%
70%
Durchschnittlich
Planung und Schuss: Contracts 2 ist spielerisch der beste Serienteil - scheitert aber noch an einigen klaffenden Baustellen.
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