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Filmkritik zu „Borderlands“ – Warum ist das nur so schiefgelaufen?

Bundesweiter Kinostart: 22. August 2024

Seit wenigen Tagen läuft die Videospielverfilmung „Borderlands“ von Regisseur Eli Roth in den deutschen Kinos und möchte Fans der titelgebenden Shooter-Reihe mit einem Mix aus Comedy, Action und durchgeknallten Ideen überzeugen. Das weltweite Echo spricht hingegen eine andere Sprache, doch wie gefiel uns die cineastische Adaption?

Es gibt Filme, die unsere Erwartungen übertreffen, Filme, die uns tief berühren, und dann gibt es „Borderlands“ – ein Film, der uns vor allem eins bietet: eine Lektion in gepflegtem Mittelmaß. Basierend auf der populären Videospielreihe von Gearbox Software, die für ihren schrägen Humor, ihre schrillen Charaktere und ihr chaotisches Universum bekannt ist, versucht der Film, genau diese Essenz auf die Leinwand zu bringen. Doch leider verirrt er sich dabei in die Randzonen des guten Geschmacks. Regisseur Eli Roth, bekannt für seine Vorliebe für Horror und Splatter, durfte sich an der Umsetzung dieses ambitionierten Projekts versuchen. Dabei hätte man vielleicht erahnen können, dass der Übergang von bluttriefenden Horrorstreifen zu einer Videospielverfilmung voller absurder Sci-Fi-Elemente nicht ganz nahtlos verläuft. Wo das Spiel mit überzeichneter Gewalt und schwarzem Humor punktet, tappt der Film oft im Dunkeln – sowohl visuell als auch erzählerisch. Die Produktionsgeschichte, der Film ist seit 2022 fertiggestellt, bekam aber von „Deadpool“-Regisseur Tim Miller noch einen umfangreichen Nachdreh spendiert.

Die Besetzung liest sich stärker als vermutet. Cate Blanchett als kühle Schatzjägerin Lilith, Kevin Hart als der quirlige Roland und Jack Black, der zumindest stimmlich den Roboter Claptrap zum Leben erweckt, versprechen eigentlich eine explosive Mischung. Warum ausgerechnet Comedian Chris Tall als Deutsche Stimme für den klapprigen Roboter auserwählt wurde, wissen nur die Zuständigen hierzulande. Doch die Charaktere, die im Spiel so lebendig und überdreht wirken, scheinen hier seltsam zahm und eintönig. Es ist fast so, als hätte man ihnen ihre Seele – oder zumindest ihr Charisma – geraubt. Ariana Greenblatt als „Tiny Tina“ darf immerhin fast so durchdrehen wie ihre Spielfigur.

Die Handlung selbst? Nun, sie ist vorhanden – mehr auch nicht. Eine zusammengewürfelte Truppe der sogenannten „Vault Hunters“ begibt sich auf die Suche nach einem geheimnisvollen Artefakt, das in den falschen Händen katastrophale Folgen haben könnte. Klingt vertraut? Ja, das haben wir schon tausendmal gesehen. Leider fehlt dem Film die pointierte Selbstironie, die das Spiel so unterhaltsam macht. Stattdessen bekommen wir eine Mischung aus vorhersehbaren Action-Sequenzen, schwachen Dialogen und einem Humor, der nicht recht weiß, ob er zünden soll oder lieber doch nicht. Dennoch mussten wir beim ein oder anderen Gag lauter schmunzeln als gedacht.

Visuell bleibt „Borderlands“ leider hinter den Möglichkeiten zurück. Die Neonfarben und kargen Wüstenlandschaften des Spiels, die auf der Leinwand eigentlich hätten pulsieren müssen, wirken überraschend leblos. Vielleicht liegt es am CGI welches eher an frühe 2010er-Jahre Filme erinnert als an die visuelle Kraft, die moderne Blockbuster auszeichnet. Auch die Action-Szenen, die man von einem solchen Film doch erwartet, lassen zu wünschen übrig. Statt packender Kämpfe gibt es ein Durcheinander aus Explosionen, bei dem man schnell den Überblick verliert – und das Interesse gleich mit. Auch über den unglücklichen Starttermin inmitten der überfüllten gamescom-Woche könnte man diskutieren.

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Was bleibt also am Ende von „Borderlands“? Ein Film, der weder den Charme der Vorlage ordentlich einfängt, noch als eigenständiges Werk überzeugt. Für Fans der Spiele bleibt ein bitterer Nachgeschmack und die Hoffnung, dass der nächste Versuch in einigen Jahren besser gelingt. Auf der gamescom 2024 wurde ja der Vierte Teil der Reihe angekündigt. Für alle anderen ist es wohl eher eine Randnotiz im Kinojahr 2024 – einer von den Filmen, die man sieht, aber schnell wieder vergisst. „Borderlands“ teilt das gleiche Schicksal wie ein Fast-Food-Burger: Man isst ihn, wird halbwegs satt, aber wirklich geschmeckt hat er nicht. Schade eigentlich, da war anhand der Vorlage deutlich mehr drin. Aber wie heißt es so schön: Manchmal ist der Weg das Ziel – auch wenn er in die Sackgasse führt.

Borderlands. USA 2024. Verleih: Leonine. Regie: Eli Roth. Mit Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis, Kevin Hart. Genre: Action. 102 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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