KinoKritiken

Filmkritik zu „Konklave“ – Hochspannender Blick in den Vatikan

Bundesweiter Kinostart: 21. November 2024

Oscar-Preisträger Edward Berger inszeniert mit „Konklave“ einen extrem spannenden Polit-Thriller während einer laufenden Papstwahl, in dem sein Cast bestehend u.a. aus Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow eine fantastische Performance abliefert. In welchen Aspekten sich der Film von Anderen abhebt und warum auch Atheisten ihren Spaß haben werden, verrät euch unsere Filmkritik.

Konklave. Was ist das eigentlich? Sobald ein Papst abdankt oder stirbt treffen sich alle wahlberechtigten Kardinäle in einer Versammlung innerhalb der Sixtinischen Kapelle und wählen per geheimer Wahl seinen Nachfolger. Der berühmte weiße Rauch steigt nach Findung aus dem Schornstein während schwarzer Rauch noch Uneinigkeit signalisiert. Es gilt eine 2/3 Mehrheit, umgerechnet 72 Stimmen müssen für den Kandidaten abgegeben sein. In diese ohnehin spannende Prämisse verlagert der mit dem Oscar für „Im Westen nichts Neues“ ausgezeichnete Regisseur Edward Berger seinen neuesten Film welcher wiederum eine Adaption von Robert Harris gleichnamigen Romans ist.

Als Hauptfigur dient Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) der kurz nach dem Ableben des Papstes die anspruchsvolle Aufgabe zu teil wird das anschließende Konklave zu leiten. Die Wahl des neuen Oberhauptes des katholischen Kirche hält sich jedoch zunächst im Hintergrund, da uns Drehbuchautor Peter Straughan erstmal ein paar der aussichtsreichsten Kardinäle etwas näher vorstellt. Da wäre beispielsweise der progressive Kardinal Bellini (Stanley Tucci). Dieser will die Kirche thematisch deutlich öffnen, für Toleranz gegenüber Homosexuellen werben und die bekanntlich erzkonverativen Regeln aufbrechen. Die Kardinäle Tedesco (Sergio Castellitto) sowie Adeyemi (Lucian Msamati) stehen diesem Ansinnen feindselig gegenüber.

Wie sich jedoch gegenwärtige Zeiten und alte Bräuche fast schon skurill vermischen, lässt Regisseur Berger gar beiläufig erkennen. Da zieht einer der Kardinäle nach einem lautstarken Streit an seiner E-Vape während Andere in den Pausen ihr iPhone zücken. Dank wirklich gut geschriebenen Dialogen in Verbindung mit ausgezeichneter Kameraarbeit, die manchesmal bewusst lange Einstellungen aushält entwickelt sich fantastischer Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Zumal der Film eine für Thriller-Verhältnisse überraschende FSK-Freigabe von 6 Jahren hat. Lasst euch davon jedoch nicht abschrecken, pikantere Themen werden jedoch nicht weggehüstelt sondern offen ausgesprochen.

Ohnehin spielt Fiennes seine Rolle als zweifelnder Kardinal ausgesprochen stark. Dank Ermittlungen im eigenen Milieu bleibt die Handlung für ihre knapp zwei stündige Lauflänge durchgehend spannend. Der intrigante Machtkampf um Kirchenpolitik wird mal weniger, mal mehr offensiv ausgetragen. Während einer freien Rede bricht es Kardinal Lawrence hervor: „Gewissheit sei die Sünde, die er am meisten fürchte, sie sei die Feindin von Einheit und Toleranz.“ „Konklave“ bietet damit für Gläubige wie Atheisten genügend Anlass zur Interpretation. Die eingesetzten Schauplätze im nachgebauten Vatikan, in den Studios von Cinecittà, bieten zwar wenig Abwechslung, braucht’s auch nicht, die teils Kammerspiel-artige Atmosphäre wird hierdurch nur verstärkt.

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  • Kammerer, Felix, Brühl, Daniel, Schuch, Albrecht (Schauspieler)
  • Berger, Edward(Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung:Nicht geprüft

Löblich ist zudem noch der gezielt, minuziös auf den Punkt gebrachte Soundtrack von Oscar-Preisträger Volker Bertelmann, welche durch ihre orchestralen Klänge und aufbauenden Ebenen für die thrillige Grundstimmung sorgt. Berger schafft jedoch die besten Momenten bei absoluter Stille – etwa nach Gesagtem oder dem Abtransportieren des leblosen Papstes. Die Macht der Bilder ganz simpel dargestellt. Zudem schafft der Kirchenthriller neben seinem Plot noch nebenbei die aktuell herrschenden Diskussionen rund um Rechtspoplismus anzusprechen, was ganz im Gegenteil nicht unpassend wirkt. „Konklave“ ist ein typischer Film für die kalten, dunklen Monate und eine unbedingte Empfehlung sich ihn im Kino anzuschauen.

Konklave. USA 2024. Verleih: Leonine. Regie: Edward Berger. Mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rossellini. Genre: Drama / Thriller. 121 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Kinotickets für „Konklave“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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