KinoKritiken

Filmkritik zu The Suicide Squad – Durchgeknallter Schurken-Ausflug

Die Bösesten der hundsgemeinen Schurken des DC-Universums kehren mit freundlicher Unterstützung von James Gunn zurück ins Kino für eine mehr oder minder tödliche Mission hinter feindlichen Linien – unterhält die frische Interpretation besser als David Ayer’s Version aus 2016? Unsere spoilerfreie Filmkritik zu „The Suicide Squad“ verrät es.

Mit Johnny hinter den Mauern

Zu den kernigen Klängen von Johnny Cash’s „Folsom Prison Blues“ führt man uns zielsicher an betonfarbenen Wänden in einen kargen Innenhof. Meterhohe sonnengelb gestrichene Wände verschleiern nur schwerlich den derzeitigen Wohnort des älteren Mannes, auf einem Stuhl mittig allein sitzend. Seine wallende gülden-blonde Haarpracht schimmert im kaum zu bemerkenden Sonneneinfall. Überraschend schnell wirft er einen blauen Gummiball kräftig gegen die vier um ihn herrschenden Betonwände, nur um die sprunghafte Kugel danach ebenso zackig aufzufangen. Kurz darauf verirrt sich ein kleines Vögelchen ins hoffnungslose Freiluftverlies, sogleich wird aus vermeintlicher Stressbewältigung tödlicher Ernst und einer von ihnen überlebt das Zusammentreffen nicht. Später enthüllt sich der Name des grimmig schauenden Mannes – Savant.
James Gunn hatte trotz großer Erfolge keine allzu leichten Jahre. Unglückliche Tweets mit zweifelhaftem Humorverständnis, ausgegraben von einem rechten US-Moderator, begrub erst die weitere Zusammenarbeit nach den immens unterhaltsamen „Guardians of the Galaxy“-Teilen um sie einige Monate später Phoenix aus der Asche wieder erstrahlen zu lassen. Zwischenzeitlich nutzte aber Hauptkonkurrent DC die Chance um Gunn für das Re-Reboot des „Suicide Squad“ ins Boot zu holen. Trotz gutem Box-Office (über 750 Mio. US-Dollar) sprang der sprichwörtliche Funken nicht auf Publikum wie Kritiker über, zu halbgar gezeichnete Charaktere in viel zu unklar geschriebenen Plotpoints verbrannt, hieß es oftmals. Dennoch arbeitete der damalige Regisseur David Ayer fast schon weitsichtig vor – die Hälfte des hervorragenden Cast wurde nämlich in die frische Version mitgenommen. Allen voran verkörpert Margot Robbie in fast schon minutiös anmutender Art und Weise die Joker-Geliebte Harley Quinn. Gunn wiederum ließ sich vertraglich zwei unbestreitbare Wünsche von Warner Bros. zusichern: Volle Kreativität und die Auswahl zwischen allen Schurken des DC-Konzerns. Und so überraschend es klingt – die ersten 20 Minuten machen jedem problemlos kompromisslos klar, dass sich niemand im prominenten Cast sicher sein darf, über den Beginn hinaus zu überleben.

Ein Auftrag. Viel Chaos.

Das bunt zusammengewürfelte „Suicide Squad“ bestehend aus dem anführenden Colonel Flag (Joel Kinnaman) sowie den Strafgefangenen Peacemaker (John Cena), Blackguard (Pete Davidson), Ratcatcher 2 (Daniela Melchior) und Bloodsport (Idris Elba) werden von der skrupellosen Geheimdienst-Chefin Amanda Waller (Viola Davis) auf eine gefährliche Mission gezwungen für die sie nach Beendigung 10 Jahre Straferlass erhalten – der Auftrag: Auf der nach einem Militärputsch durchgerüttelten Insel Corto Maltese jeden Beweis für das ominöse Projekt „Starfish“ vernichten. Ungeheuer brutal eröffnet James Gunn seine Vorstellung des Selbstmordkommandos, in dem er Köpfe platzen, brachial Gesichter abschießen, Körper von Rotorblättern zerfetzen oder gleich ein Wiesel ertrinken lässt. Der Humor ist zweifelsohne extrem derb. Für die gesetzte Alterbeschränkung von FSK 16 extrem fragwürdig. Solange die drastische Gewalt übernatürliche Figuren betrifft, ist es einwandfrei. Nun darf man vortrefflich darüber debattieren warum unbeteiligte menschliche Individuen mit größtmöglicher Gewalt das Leben genommen wird. Anzuführen ist hier die elementare Grundmotivation sämtlicher Figuren – Böse sein. Sehr böse sein. Bundesgesetze abartig sein. Nicht umsonst kämpfen normalerweise Superman, Batman und Co. gegen eben jene, um sie für lange Zeit in die Haftstalt Belle Reef zu verbringen.

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  • Robbie, Margot, Leto, Jared, Eastwood, Scott (Schauspieler)
  • Ayer, David(Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Problematisch wird die Sache nur, weil man als Zuschauer gewisse Sympathien für einige Figuren entwickelt, obwohl sie allesamt höchst fragwürdige Dinge taten. Harley Quinn ist ein gutes Beispiel: Obwohl ihre psychotischen Aktionen alle Psychogramme sprengen würden, findet man Sie als Person nicht schlecht bzw. sympathisch. Idris Elba alias „Bloodsport“ wiederum verkörpert die moralisch integerste Figur, trotz zahlreicher Morde versucht er wenigstens noch Gutes zu tun. Während das Millenial-Child „Ratscratcher 2“ gar positive Seiten besitzt, vielleicht ihre Inhaftierung am unfairsten liegt. Löblich sind die kleinen stillen Momente in kunterbunten Chaos, die Entwicklungen sämtlicher Figuren zu lassen. Auch die menschenverachtend agierende Amanda Waller darf zum Glück nicht sämtliche Menschlichkeit torpedieren. Regisseur und Drehbuchautor Gunn selbst genießt seine Privilegien sichtlich: Man spürt förmlich, wie er jeden dreckigen Gag, blutrüstig-abgedrehten Moment samt satirischer Überspitzung nach zwei familienfreundlichen Superhelden-Filmen bei Marvel, ironischerweise, gewaltsam einfordert. Bis zum recht ausladenden Finale, in dem konventionell der Humor zugunsten der Action runtersackt, besitzt „The Suicide Squad“ eine hohe Gagdichte, was oftmals mit absurden Dialogen und noch groteskeren Momenten wie eine unvergessliche Boxershorts-Szene dank John Cena zu tun hat. Zudem offenbart Gunn wie kreativ schnöde Comic-Verfilmungen sein können, nachdem man flotte Szenenwechsel zulässt sowie selbstgedachte Grenzen mit dem Vorschlaghammer einreißt.
The Suicide Squad. USA 2020. Regie: James Gunn. Mit Idris Elba, Margot Robbie, Sylvester Stallone. 132 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „The Suicide Squad“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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