KinoKritiken

Filmkritik zu „Thunderbolts*“ – Kurzweilige Gruppentherapie

Bundesweiter Kinostart: 1. Mai 2025

Seit vergangenem Donnerstag lockt ein neuer Blockbuster aus dem Hause Marvel in die bundesweiten Kinos – „Thunderbolts“ betritt Pfade weit weg vom Superhelden-Patriotismus vergangener Jahre und stellt Figuren mit menschlichen Problemen in den Vordergrund. Dazu gesellt sich ein Cast u.a. Florence Pugh, David Harbour und Julia Louis-Dreyfus mit spürbarer Spielfreude – reicht das um dem akuten Marvel-Tief zu entkommen? Unsere Filmkritik verrät es euch.

Als ich vor wenigen Monaten im Kinosaal saß und der Abspann von „Captain America: Brave New World“ über die Leinwand flimmerte, war ich mir relativ sicher: „Schlimmer kann es kaum noch werden.“ Früher beherrschte Marvel das Storytelling mit recht einfachen Zutaten wie klassischen Underdog-Motiven (First Avenger) oder Milliardär-Sucht-Verantwortung (Iron Man). Von dieser Form war hier nichts mehr zu spüren. Es war der erzwungene Versuch einen politischen Film, in eine Comicverfilmung zu pressen, die im Mittelteil komplett den Faden verliert und induziert durch aufwändige Nachdrehs versucht den Karren aus dem Dreck zu ziehen – was nicht funktionierte. Zu „Thunderbolts*“ waren meine Erwartungen im Vorfeld gemischt. Einerseits geht mehr Enttäuschung, andererseits ist die hier zu findende Figurenkonstellation mal etwas Frisches. Ich sollte überrascht werden. Dies lag nicht nur am immer düster werdenden Marvel-Logos im ikonischen Intro.

Denn „Thunderbolts*“ bricht das klassische Konstrukt von Marvel relativ mutig auf oder wie es Julia Louis-Dreyfus als CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine im Filmverlauf sagt: „Es gibt die Bösen und die richtig Bösen.“ Der Film folgt Yelena (Florence Pugh), die die Geschehnisse aus „Black Widow“ also den Tod ihrer Schwester Natasha nicht überwunden hat und sich in die Arbeit als Auftragskillerin stürzt. Bei einem letzten Auftrag soll Sie mit anderen Killern in einem riesigen Hochofen erledigt werden, da sie die Beweise gegen de Fontaine in einem Amtsenthebungsverfahren darstellen. Also schließen sie sich zusammen. Hinzu kommt eher unfreiwillig ein junger Mann namens Bob (Lewis Pullman). Die Handlung ist nicht arg verschachelt wird problemlos aus zwei Perspektiven erzählt, zumal die Meta-Ebene für einen solchen Blockbuster erstaunlich tiefgründig ist. Denn im Kern werden psychische Probleme und Depressionen thematisiert in einer Art und Weise wie man es selten sah. Gerade Pughs Charakter ist teils dermaßen düster geschrieben, dass man trotz aller präsentierter Action ihren emotionalen Ausführungen lauschen will.

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  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren

Zumal „Thunderbolts*“ auch herrliche Wortgefechte bzw. feine Pointen zu bieten hat. So sagt David Harbour als „Red Guardian“ (russische Antwort auf Captain America) zu seiner Ziehtochter Yelena: „Dein Licht in Dir ist kleiner geworden, selbst für osteuropäische Verhältnisse.“ Aber keine Sorge! Die teils brachiale Action kann sich sehen lassen. Seit vielen Jahren überkam mich das Gefühl hier kein CGI-Gewitter ertragen zu müssen sondern oftmals stark choreografierte Combat-Kämpfe á la John Wick. Regisseur Jake Schreier (Margos Spuren) beweist ein gutes Auge für ruhige Momente welche den meisten Figuren so viel Tiefe vermitteln, damit sie nicht für austauschbar hält. Im neuesten Marvel-Film funktioniert viel über die herrschende Gruppendynamik wideer Willen – sobald dann David Harbour ins Spiel kommt, gelingt zwar grobschlächtiger aber funktionierender Comic Relief. Da werden glatt Erinnerungen an „Guardians of the Galaxy“ geweckt, wenngleich James Gunn mehr künstlerische Freiheit walten lassen durfte. Etwas überrascht war einzig die recht offene Brutalität für FSK 12-Verhältnisse, meistens überzeichnet, dennoch härter als in vorherigen Comicverfilmungen. Zur Abwechslung können wir euch den Kinogang in ein Marvel-Werk ans Herz legen, besonders im örtlichen CinemaxX im gemütlichen Recliner.

Thunderbolts*. USA 2025. Verleih: Disney. Regie: Jake Schreier. Mit Florence Pugh, Lewis Pullman, Wyatt Russell. Genre: Action. 127 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.

Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Thunderbolts“ gibt es hier.

Disclaimer: Anzeige wegen Markennennung.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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